HOMEPAGE FREISING
Die Wahrheit über den Flughafen
oder: Wie die Freisinger die Münchner auf's Kreuz legten
Eine Satire von Peter O. Walter
Vor sechs Jahren haben wir's endlich geschafft.
Lange genug hat es ja gedauert, bis wir unseren Flughafen hatten.
Wie lange die Freisinger nun wirklich warten mußten, ist vielen nicht ganz klar. Die Münchner meinen, die Planungen des neuen Airports gehen an die dreißig Jahre zurück.
Lassen wir sie in diesem Glauben. Die wenigen Eingeweihten in Freising wissen es besser: Die eigentliche Geschichte des Airports begann vor gut 800 Jahren ...
Um diese Zeit hatten Freising und sein Bischof bei Ismaning noch eine wunderschöne Brücke, der Bischof dadurch ein ordentliches Taschengeld und die Bürger von Freising blickten frohgemut in die Zukunft, denn - wie sie wußten - war ihrer Stadt (wegen ebendieser Brücke) in einigen Jahrhunderten der Titel der Landeshauptstadt Bayerns sicher.
Freising war dank der Brücke der erste und sicherste Kandidat.
Glaubten sie.
Bis Heinrich der Löwe kam und sie unfein aus ihren Hauptstadtträumen riß, indem er die Brücke bei Nacht und Nebel anzündete. Vorher allerdings hatte der schlaue Fuchs bei einem bis dahin völlig unbeachteten Kloster 'Bei den Münichen' eine eigene Brücke gebaut.
Spätestens als der Freisinger Bischof beim Nachmittagskaffee die verbrannten Bohlen seiner Brücke auf der Isar vorbeitreiben sah, zerstoben die Träume der Freisinger, einst Bürger der Landeshauptstadt zu werden.
Die Geschichte gab den damaligen Pessimisten recht: Um die neue Brücke entwickelte sich ein Dorf, ein Marktflecken, eine Stadt: München, die spätere Landeshauptstadt.
Noch heute geht einem Münchner der Hut hoch, wenn man ihm sagt, daß seine 'Weltstadt mit Herz' durch einen verbrecherischen Akt entstanden sei.
Einige Jahrzehnte später starteten die Freisinger einen Gegenangriff und bauten eine neue Brücke, doch der Zug war längst abgefahren: Mit einer simplen Brücke lockte man schon damals keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor.
Da mußte schon was Ordentliches her.
750 Jahre waren die Freisinger ratlos, träumten im Stillen ihren Hauptstadttraum, bis sie durch ein tragisches Unglück einen Fingerzeig vom Schicksal bekamen.
Ein Flugzeug stürzte ab.
Mitten in die Stadt München hinein.
Und nun die schonungslose Wahrheit über die Entstehung des neuen Airports:
Vorsichtig, um kein Mißtrauen zu wecken, begannen die Freisinger gezielt das Gerücht auszustreuen, der Flughafen Riem sei eine tödliche Gefahr für München. Und überhaupt sei er viel zu klein für so eine Stadt wie München.
Ungläubig vernahmen es die arglosen Bewohner Münchens. Schließlich, nach jahrelanger, mühevoller Untergrundarbeit erlagen die Münchner dem heimtückisch ausgelegten Köder und forderten lauthals einen neuen Airport.
Wieder dauerte es lange Jahre, bis sie endlich die bei Planungen bescheidene und bekanntermaßen sparsame Bayerische Landesregierung überzeugt hatten, daß ein Großflughafen absolut lebensnotwendig sei.
Jetzt aber begann für die weitblickenden Freisinger Bürger die eigentliche Schwerarbeit: Wie um alles in der Welt sollten ausgerechnet sie an dieses Großprojekt kommen?
Wie bloß war zu bewerkstelligen, daß der Flughafen ins Moos kam?
Den Domstädtern war klar, daß ihre Chancen nicht zum Besten standen: Erstens waren sie weit ab von München, zweitens war die Gegend bekannt als Nebelloch übelster Sorte und drittens gab es da eine Menge schützenswerter Biotope. Die Grünen würden Zeter und Mordio schreien ...
Da hatten die Hofoldinger schon wesentlich bessere Karten: Von Nebel keine Spur und nur eine reine Fichten-Monokultur würde der Säge zum Opfer fallen.
Es galt behutsamst vorzugehen. Man mußte unbedingt vermeiden, daß die Münchner den Braten rochen und ihren Flughafen am Ende doch noch behielten. Nicht auszudenken!
Um die Freisinger Pläne wirksam zu verschleiern, wurden Anti-Flughafen-Bürgerinitiativen ins Leben gerufen, die insgeheim aber nur dem einen Zweck dienten: Die Bayerische Staatsregierung sollte auf den Standort im Moos aufmerksam gemacht werden und die typisch Bayerische Jetzt-erst-recht-Mentalität wecken. Die Bürgerinitiativen spielten ihre Rolle mit Bravour und erfüllten ihren Zweck hervorragend. Leider blieben einige Pannen dabei nicht aus:
Im verständlichem Eifer schossen sie gelegentlich über das Ziel hinaus: Sie hatten nicht mit der Objektivität der Justizbehörden gerechnet, die das ehrgeizige Freisinger Zukunftsprojekt durch einen jahrelangen Baustop ernsthaft gefährdeten und verzögerten.
Vor vier Jahren endlich, da war es so weit!
Der von allen Freisingern heiß ersehnte Flughafen nahm seinen Betrieb auf.
Wer sich noch an seinen Geschichtsunterricht erinnern kann, wird sich vielleicht an einen der wichtigsten Grundsätze erinnern:
Geschichte wiederholt sich!
Weil die Menschen nicht dazulernen. (Darauf setzten die Freisinger.)
Wer seine Bayerische Historie gelernt hat, kennt die Konsequenz:
In etwa 300 Jahren wird unsere geliebte Heimatstadt Freising endlich (!) die Bedeutung erhalten, die ihr eigentlich schon seit 800 Jahren zusteht:
Freising wird Landeshauptstadt!
Jawoll.
Das Prieserseminar kommt wieder nach Freising!!
Unser Bischof wird Erzbischof von FREISING (und münchen) heißen!!!
Endlich haben wir uns bei den Münchnern revanchiert.
Sie haben's bloß noch nicht gemerkt. ;-))
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