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Kinetose - Reisekrankheit bei Hund und Katze

mit freundlicher Genehmigung von Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH



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Unter Reise-, Flug- oder Seekrankheit, medizinisch Kinetose genannt, versteht man die Reaktion von Mensch und Tier auf ungewohnte, passive Bewegungen, wie man ihnen beispielsweise im Auto, im Flugzeug oder auf dem Schiff ausgesetzt ist. Also immer dann, wenn man sich nicht selbst bewegt, sondern bewegt wird.

Ursachen der Reisekrankheit:
Der Reisekrankheit bei Hund und Katze liegen vor allem zwei Ursachen zu Grunde, die sich gegenseitig beeinflussen und unterschiedliche Ausmaße annehmen können:

- passive Bewegung- Angst vor dem Transport/enge Transportbox
Um Bewegungen des Körpers wahrzunehmen und zu verarbeiten steht dem Organismus das Gleichgewichtsorgan im Innenohr zur Verfügung. Ursprünglich ist dieses natürlich angelegt, um die Fortbewegung zu Fuß zu registrieren. Wird der Körper aber stark beschleunigt, ohne dabei selbst aktiv zu sein, kann das Gleichgewichtsorgan dies als eine Art Sinnestäuschung empfinden und entsprechend empfindlich reagieren. Es kommt zur Reizung des vegetativen Nervensystems die Bewegungserkrankung = Kinetose ist entstanden. Dieser Effekt wird noch verstärkt, wenn ungewohnte Reize einwirken (z.B. erste Autofahrt, Flug- oder Schiffsreise) oder wenn die optischen Reize nicht mit den Reizen übereinstimmen, die auf das Gleichgewichtsorgan einwirken (z.B. Tier in seiner Transportbox kann die Bewegung des Fahrzeuges nicht sehen, aber fühlen).
Reiseangst wird hingegen durch mangelnde, fehlende oder gar schlechte Erfahrungen verursacht. Hinzu kommt, dass die fremden Geräusche, Gerüche oder die auftretende Übelkeit das Tier verunsichern und ängstigen. Die erste Autofahrt eines Welpen führt ihn meist fort von seiner Mutter und den Geschwistern, reißt ihn aus seiner gewohnten, vertrauten Umgebung kein Wunder, wenn er in Zukunft mit dem Autofahren schlechte oder zumindest beängstigende Erfahrungen verbindet. Da diese Ängste einen direkten Einfluss auf die Kinetosen haben, wird durch die Angst die Reisekrankheit noch verstärkt.

Symptome der Reisekrankheit:
Klassisches Bild der Reisekrankheit sind ängstliches Verhalten, Übelkeit und Erbrechen. Gut erkennbar ist diese Problematik an folgenden Symptomen während der Fahrt:
- vermehrtem Hecheln, Zittern, Speicheln- Fliehen, Verstecken- ständiges Miauen bzw. Bellen, Jaulen- Urin-, Kotabsatz. In schweren Fällen können diese Symptome bereits durch den bloßen Anblick der Transportbox, des Autos etc. ausgelöst werden.

Therapie der Reisekrankheit:
Am besten gewöhnt man bereits Tiere im Welpenalter ans Autofahren (frühzeitige Gewöhnung). Wenn bereits der Züchter bzw. Vorbesitzer die Kleinen mal durchs Auto toben lässt, evtl. bei laufendem Motor, oder eine kleine Spritztour mit der Katzen- bzw. Hundemama und Ihren Kleinen unternimmt, haben es die neuen Besitzer mit Sicherheit bei der ersten Autofahrt viel leichter. Kennt der Welpe beim Besitzerwechsel das Autofahren noch nicht, sollte bei der Fahrt ins neue Zuhause äußerst behutsam umgegangen werden, die Trennung von Mutter und Geschwistern ist schließlich schwer genug: viel Zuspruch, kein Türenschlagen, kein Motoraufheulen oder abruptes Beschleunigen, langsames Fahren, für Ablenkung sorgen, bei längeren Fahrten möglichst kleine Pausen machen. So lernt der Kleine das Autofahren möglichst entspannt und stressfrei kennen. Liegt erst einmal eine Reisekrankheit vor, muss das Autofahren trainiert werden. Das Prinzip beruht auf einer klassischen Gegenkonditionierung, d.h. das unangenehme Autofahren wird nach und nach mit angenehmen Erfahrungen verknüpft, bis der Vierbeiner lernt, dass Autofahren nichts Bedrohliches ist.

Gewöhnung beim Hund:
Je nach Schwere des Falls wird der Hund anfangs bereits belohnt, wenn er sich nur in die Nähe des Autos wagt. Funktioniert dies problemlos, gibt es das Leckerchen im nächsten Schritt im Autoinnenraum. Akzeptiert das Tier den Aufenthaltsort entspannt, sollte die gesamte Fütterung ins Autoinnere verlegt werden. Bei weniger verfressenen Tieren gestaltet man das Auto durch Spiel- oder Schmusestunden interessanter. Ganz wichtig ist bei alledem, das Tier nie zu überfordern, man sollte nie ungeduldig werden. Sobald der Hund Unwohlsein oder gar Angst zeigt, wird die Trainingsstunde abgebrochen und am nächsten Tag behutsam weitergemacht. Als nächstes wird der Hund an den Platz im Fahrzeug gewöhnt, an dem er in Zukunft beim Autofahren sitzen soll (z.B. Rückbank, Kombikofferraum, Transportbox). Nach und nach werden nun die Türen geschlossen, man setzt sich selbst ans Lenkrad, lässt den Motor laufen und beginnt schließlich mit ganz kleinen Fahrten. Alle Punkte sollten langsam gesteigert werden, um Rückfälle zu vermeiden.

Gewöhnung bei der Katze:
Da Katzen meist in einer Transportbox transportiert werden, sollten die Tiere als erstes an diese ungewohnte Behausung gewöhnt werden. Die Transportbox sollte dafür gut sichtbar, am besten auch benutzbar (z.B. als Liege- oder Futterplatz), in der Wohnung stehen. Denn wenn die Transportbox nur für den Tierarztbesuch o.ä. hervorgeholt wird, ist es nicht verwunderlich, dass das Tier mit Angst, Protest oder Flucht reagiert. Wird die Box problemlos akzeptiert, kann man auch mal für kurze Zeit die Tür schließen, um der Katze zu signalisieren, dass auch dies nichts Schlimmes bedeutet. Als nächstes sollte die Katze mit dem Auto vertraut gemacht werden. Auch hier können Leckerchen, Fütterung, Spiel- und Schmusestunden dazu beitragen, den Ort als etwas Positives wahrzunehmen. Ist die Atmosphäre im Auto entspannt, lässt man den Motor laufen und beginnt schließlich wie beim Hund mit ganz kleinen Fahrten. In sehr schwierigen Fällen, vor allem wenn die Katze das Eingesperrtsein nicht verträgt, kann es hilfreich sein, auf die Transportbox erst einmal zu verzichten, der Katze statt dessen ein kleines Geschirr anzuziehen, um sie sicher durch eine Begleitperson auf dem Beifahrersitz halten zu können. Genau wie beim Hund sind auch bei der Katze Geduld, Behutsamkeit und ausreichend Zeit der Schlüssel zum Erfolg.

Durch diese Gegenkonditionierung werden Hund bzw. Katze zum einen die Angst vor dem Autofahren genommen, das langsame Steigern der Fahrtzeiten lässt dem Tier aber auch die nötige Zeit, sich an das passive Bewegtwerden zu gewöhnen.

Besonders anfangs kann auch tierärztliche Hilfe sinnvoll sein. Durch die Gabe eines Antiemetikums (=Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen) wird dem Vierbeiner das körperliche Unwohlsein genommen. Um das Angstpotential schneller in den Griff zu bekommen, bieten sich Sprays an, die bei der Katze sogenannte Gesichtspheromone = Wohlfühlbotenstoffe enthalten. Gesichtspheromone sind Geruchsbotenstoffe, die von Katzen im unteren Gesichtbereich gebildet werden. Sie wirken emotional stabilisierend und geben den Tieren ein Gefühl der Geborgenheit. Diese Wohlfühlpheromone benutzt man, um der Katze das Eingewöhnen in fremder Umgebung (Einsprühen der Transportbox und des Autos) zu erleichtern und um das verunsicherte Tier in der ungewohnten Situation emotional zu stabilisieren. Entsprechende Sprays für den Hund enthalten hingegen das sogenannte Dog Appeasing Pheromone = Beruhigungsbotenstoffe enthalten. Die Mutterhündin gibt diese Botenstoffe ihren Welpen über die Muttermilch mit. Sie signalisiert so den Welpen, dass sie keine Angst zu haben brauchen, dass alles in Ordnung ist - den Welpen hilft dies, die vielen neuen Reize während der ersten Wochen ihres Lebens entspannt zu verarbeiten.

Ihr Tierarzt berät Sie gern, wie Sie Ihrem Vierbeiner individuell am besten helfen können.

Aus: Newsletter Canosan vom 05.06.2015 mit freundlicher Genehmigung von Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH

Wir bedanken uns für die Unterstützung durch Dr. vet. Wolf-Dieter Kraetzl, Freising

Trinkt bloß Wasser ...
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Transportbox
(Bild: Chachacha369)   Großbild klick!
Transportbox Katze
(Bild: Yuval Y)   Großbild klick!
Transportbox für größere Hunde
(Bild: Chachacha369)   Großbild klick!
Hund fährt gerne Auto ...
(Bild: wikiHow)   Großbild klick!

Weblinks:
in Wikipedia


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