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EUROPÄISCHES SEGEL-INFORMATIONSSYSTEM

Zwischen den Zeilen
Was Segler wirklich sagen wollen



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Cover Buch
Cover Buch
(Bild: Christian Haidinger)
Crew und Skipper sprechen nicht immer Klartext an Bord, sondern verstecken ihr wahres Anliegen gerne hinter einer nur scheinbar arglosen Bemerkung. Wohl dem, der sie zu deuten weiß ...

Christian Haidinger, Ehrencommodore des Yachtclub Braunau Simbach, dreifacher Miramar-Preisträger und Buch-Autor (siehe auch Kasten), hat über die Jahre typische Sager von Crew und Käptän gesammelt und mit Augenzwinkern auf ihre wahre Bedeutung hin abgeklopft. Lesen, lächeln - und sich ertappt fühlen.

Vielen Dank an Christian Haidinger für die Genehmigung, seine Texte hier verwenden zu dürfen!

Wir laufen nur noch 3,9 Knoten.
Diese scheinbar auf die Schiffsgeschwindigkeit bezogene Aussage wird immer dann getätigt, wenn der Segler, dem eigentlich der Weg das Ziel sein sollte, vom Leinenzupfen bei Leichtwind die Nase voll hat. Er sieht die Ankunft im nächsten Hafen so sehr verzögert, dass er Wein, Gesang sowie manchmal auch die Ausspeisung an Land davonschwimmen sieht.
Wahre Bedeutung: Maschine an!

Der dort fährt unter Segel.
Dieser nur scheinbar harmlose Hinweis ist nicht mehr oder weniger als ein hinterlistiger Anschlag auf den offenbar leistungsunwilligen Schiffsführer, der, wie gerade bewiesen, trotz segelbarer Bedingungen gegen jede Ehre immer noch die Maschine laufen lässt.
Wahre Bedeutung: Segel setzen!



Der Autor Christian Haidinger
Der Autor Christian Haidinger
(Bild: Haidinger/ESYS)

Maschine aus!
Markiert den Abschluss eines aus Sicht des Skippers bravourös gemeisterten Anlegeoder Ankermanövers, auf das die Crew mit euphorischen Huldigungen reagieren sollte. Gleichzeitig hat der Smutje, der sich hoffentlich rechtzeitig an seinen Arbeitsplatz begab, mit dem vom Skipper favorisierten Getränk im Niedergang zu erscheinen.
Wahre Bedeutung: Loben und Manöverschluck bereitstellen.



Wann legen wir ab?
Wer glaubt, dass damit der Wunsch nach einer konkreten Zeitangabe geäußert wird, liegt völlig falsch. Genau das Gegenteil ist der Fall, hofft der Fragende doch auf die Antwort, dass der Zeitpunkt noch nicht feststeht. Dann kann er nämlich das Schiff verlassen um in den Ort zu gehen und zudem den Zeitpunkt des Ablegens anhand seiner Rückkehr selbst bestimmen.
Wahre Bedeutung: Ich möchte in den Ort gehen.



Es ist schon 12 Uhr!
Nein, nein, da ist nicht einer darüber erstaunt, dass die Mittagsstunde schon angebrochen ist. Er wundert sich nur, dass es in der Pantry keinerlei Anzeichen für ein baldiges Mittagessen gibt und der Skipper den Smutje noch immer nicht in die Kombüse befehligt hat.
Wahre Bedeutung: Wann gibt es Essen?



Kann man das Schiff nicht gerade stellen?
Frage, die üblicherweise von einem erstmalig, meist auch letztmalig mitsegelnden Herzblatt gestellt wird, das auf eine Luxuskreuzfahrt vorbereitet war und sich nun auf einem furchtbar engen und mit unrasierten Iltissen besetzten schaukelnden Kahn befindet.
Wahre Bedeutung: Ich hasse Segeln!



Wie schaut der Plan für heute aus?
In diesem Fall will der Fragende zwar tatsächlich die Pläne des Skippers erfahren, dem Schiffsführer aber vor allem vorrechnen, dass es höchste Zeit zum Auslaufen ist, wenn er seinen Plan auch einhalten möchte.
Wahre Bedeutung: Wann legen wir endlich ab?

Buchbestellung per Mail: c.haidinger at ycbs.at