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EUROPÄISCHES SEGEL-INFORMATIONSSYSTEM

Bemerkungen zum Bugkorb

von Peter O. Walter


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Der Bugkorb einer Segelyacht
Der Bugkorb einer Segelyacht
(Bild: JLPC) Großbild klick!
Die größte Gefahr über Bord zu gehen, droht einem Segler bei Arbeiten auf dem Vorschiff. Meist wird das Vorsegel zu spät weggenommen. Zur Krängung kommt das Stampfen des Schiffes, da sich am Bug besonders heftig auswirkt. Drei, oft vier Meter Höhenunterschied sind bei ruppiger See keine Seltenheit. Die Konstrukteure von Segelyachten haben Gottseidank eine ebenso simple wie wirksame Vorrichtung erfunden, um solche Unfälle zu verhindern: Den Bugkorb.

Sein elementarer Zweck ist es, ein Überbordgehen der Crew zu verhindern. Diese Bestimmung erfüllt er bravourös, besonders dann, wenn das Schiff vor Heckanker liegt, und der naive Segler glaubt, er könne das Schiff mirnichts-dirnichts über den Bug verlassen.
Zu allem Unglück sitzen zehn Meter weiter in der Straßenkneipe die Crews der Nachbarschiffe. Schon das Anlegemanöver haben sie mit Argusaugen beobachtet und nun verfolgt die ganze Bar interessiert und erwartungsvoll die laienhaften Versuche, an Land zu kommen. Es sollen dabei, man glaubt es kaum, hämische Bemerkungen gefallen sein.
Ein Überlisten dieser Ausgeburt von nautischer Hightech ist nur dem durchtrainierten und hochbezahlten Profi möglich.
Geräteturner, für die der Umgang mit sperrigen Hindernissen das täglich Brot ist, sind hier außerordentlich im Vorteil. Aber auch sie müssen sich auf die speziellen Umweltbedingungen eines Segelschiffes einstellen. Ein Grätschsprung, so beeindruckend er auch am Pferd sein mag, scheitert in den meisten Fällen am Vorstag.
Ein entschlossener Salto mortale dagegen ruft beim Publikum auf der Hafenpromenade Beifallsstürme hervor. Sogar die flotte Flanke des Vereinsturners beeindruckt noch. Poller, Eisenringe und die quergespannten Festmacher der Nachbaryachten sind zu meiden. Eine Kleinigkeit irritiert oft den Turner: Der Kai ist aus Beton. Im Falle einer mißglückten Landung hat jedoch der routinierte Skipper die Telefonnummer der Ambulanz (für die leichten Fälle) und die des nächsten Begräbnisinstituts zur Hand.
Interessant ist auch die Technik der Hürdensprinter, die sich aber deutlich schwerer tun: Auf den modernen Kunststoffbahnen sind heutzutage kantige Klampen, hindernde Wanten, offene Lukendeckel und elektrische Ankerwinschen einigermaßen selten. Außerdem sind diese Techniker unter den Leichtathleten das schmutzige Salzwasser hinter der Hürde zwei Meter tiefer nicht gewohnt. Man hat schon von Fällen gehört, bei denen sich Hürdensprinter durch übertrieben häufiges Anlegen vor Heckanker den ganzen Rhythmus verdorben haben.
All diese Schwierigkeiten aber sind Kinderspiele gegen die Probleme beim Weg zurück an Bord. Immerhin war man beim Verlassen des Schiffes noch nüchtern, jedenfalls beinahe...
Tierschützer protestieren gegen Tierquälereien und Tierversuche.
Anscheinend haben sie noch nie was vom Bugkorb gehört, die Tierschützer ...