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Wettererscheinungen:
Das Azorenhoch


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Südliche Lage des Azorenhochs (Bild: Jeroen)
Das Azorenhoch gehört zum subtropischen Hochdruckgürtel des Nordatlantiks und entsteht am Rande eines Wirbels des Polarfront-Jetstreams bei den Azoren. Kalte Luft sinkt dort ab und wird durch den Golfstrom aufgewärmt. In Verbindung mit dem Islandtief wandert dieser Luftstrom nach Osten. Die Drehung ist im Uhrzeigersinn, der mittlere Luftdruck beträgt 1025 hPa.

Mitunter weitet sich dieses Hoch mit einem Keil bis nach Mitteleuropa aus oder es lösen sich seperate Hoch-Zellen ab, die bis nach Nordeuropa ziehen und auch hier für schönes Wetter sorgen können. Im Sommer ist dies meist mit angenehm warmen Temperaturen verbunden, im Winter lenkt ein solches Skandinavienhoch dagegen meist kalte Festlandsluft von Osten nach Mitteleuropa, - es hat dann quasi 'kalte Füße'. Das Azorenhoch wird für uns immer dann wetterwirksam, wenn zwischen Neufundland und Island polare Luftmassen nach Süden vordringen und sein gewaltiges Warmluftreservoir bedrängen, sodaß es nach Nordosten ausweicht - über die Iberische Halbinsel bis nach Mitteleuropa oder auch Skandinavien.

Der große Gegenspieler des Azorenhochs ist dabei das Islandtief. Von der Lage und den Druckunterschieden zwischen diesen beiden mächtigen Systemen - der so genannten Nordatlantischen Oszillation, kurz NAO - hängt es ab, ob es in Mitteleuropa regnet, stürmt, schneit oder vielleicht sogar die Sonne scheint.

Islandtief und Azorenhoch bestimmten das Wetter in unseren Breiten schon vor über 120.000 Jahren. Dies hat ein internationales Team um Dr. Thomas Felis und Dr. Gerrit Lohmann vom DFG-Forschungszentrum Ozeanränder der Universität Bremen jetzt nachgewiesen.

Soweit das normale Wettergeschehen. Dass auch diese beiden Köche manchmal jedoch den "Brei" entsetzlich verderben können, zeigte sich 2002. Damals hatte sich das Azorenhoch extrem weit nach Süden verlagert und die Luftmassen des Islandtiefs konnten bis über das Mittelmeer vordringen. Dort erwärmten sie sich und wurden mit viel Flüssigkeit beladen. Auf ihrem späteren Weg zurück über die Alpen kühlte sich diese extrem feuchte und warme Luft ab und es kam zu den sintflutartigen Regenfällen, die letztlich zum Elbehochwasser führten.

azorenhoch
mittlere monatliche Position des Zentrums des Azorenhochs
(Bild: nn)
In vielen meteorologischen Lexika wird das Azorenhoch als mehr oder weniger beständiges Hochdruckgebiet im Bereich der Azoren beschrieben. Als wichtiger Bestandteil der großräumigen atmosphärischen Zirkulation unterliegt es jedoch der gleichen jahreszeitlichen Variabilität wie diese und steuert - in Wechselwirkung mit dem Islandtief - ganz wesentlich die atlantische Westdrift.
Trägt man die mittleren monatlichen Positionen des Zentrums des Azorenhochs über einen längeren Zeitraum in eine Karte des Nordatlantiks ein, erhält man das Bild rechts: Weiße Kreuze markieren die Lage des Azorenhochs im Winterhalbjahr, schwarze im Sommerhalbjahr. Ausgehend von den Azoren erstreckt sich das Gebiet der Zentren des Azorenhochs knapp 1400 Seemeilen nach Nordosten und etwa 1500 Seemeilen nach Südwesten.

Die Positionen der Azorenhoch-Zentren zeigen den Verlauf des vergangenen Jahrhunderts (1881 bis 1995) auf der Grundlage von Monatsmittelwerten des Luftdruckes im Meeresniveau. Im langjährigen Mittel liegt das Azorenhoch im Winter bei 33 °N, im Sommer bei 34,5 °N. Obige Abbildung soll die große Streuung um diese Mittelwerte deutlich machen. Die höchsten Druckwerte schwankten zwischen1034 und 1016 hPa (ebenfalls Monatsmittel).
Auffallend ist die deutliche größere Streuung der geografischen Breite des Azorenhochs im Winter gegenüber dem Sommer. Gleiches gilt für den Kerndruck. Von ganz besonderer Bedeutung für die atlantische Zirkulation ist die schon seit mehr als 100 Jahren bekannte Beobachtung, dass eine nördlichere Position des Azorenhochs mit einem Druckanstieg, eine südlichere Position mit einer Abschwächung des Kerndruckes verbunden ist. Das gilt unabhängig von der Jahreszeit.


Weblinks:
Das Azorenhoch in Wikipedia
Azorenhoch und Islandtief im Duell

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Schlagwörter: Azorenhoch, Hochdruckgebiet, Hochdruckkeil, subtropischer Hochdruckgürtel, Nordatlantik, segeln, Seewetter, Meteorologie, Wettervorhersage, Wetter, Luftdruck, Wind, Islandtief