Histamin: die Wurzel des Übels

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produzieren können. Großbild klick! Rattenversuche legen die Bedeutung des Histamins offen. So ist ein signifikanter Anstieg des Stoffs messbar, wenn die Tiere Beschleunigungen ausgesetzt sind. Wird die Histamin- Produktion im Gehirn dagegen durch einen Enzymhemmer blockiert, zeigen die Tiere keine Krankheitssymptome. Auch bei Katzen lässt sich auf diese Weise ein durch Bewegung ausgelöster Brechreiz unterdrücken.
Derselbe Effekt tritt auf, wenn im Gehirn freigesetztes Histamin durch Blockierung des Rezeptors, einer chemischen Bindungsstelle, unwirksam gemacht wird. Damit steht fest: Histamin ist die primäre Ursache für Seekrankheit. Histamin zählt zu den biogenen Aminen. Es entsteht in Lebensmitteln infolge des bakteriellen Abbaus der Aminosäure Histidin.
Es findet sich vor allem in leicht verderblicher eiweißreicher, tierischer Nahrung wie Fisch und Fischprodukten und in solcher, die im Verlauf der Verarbeitung, Reifung und Lagerung biochemischen und mikrobiellen Veränderungen unterliegt. Dazu zählen bestimmte Käsesorten, Rohwurst, roher Schinken, Sauerkraut, Spinat, Hefeextrakte, Wein und Bier.
In langsam reifenden Käse- und Wurstsorten (u.a. Gruyère, Roquefort, Salami) finden sich höhere Konzentrationen, die die Mikroorganismen über einen längeren Zeitraum aktiv sind und mehr Histidin zu Histamin abbauen können.

Verdorbenes Fleisch enthält sehr viel Histamin. Aasfresser überleben nur deshalb, weil sie über große Mengen histaminabbauender Enzyme verfügen.
Die Experimente zeigen auch einen Weg auf, wie man das Übel behandeln kann. So gewöhnten sich die Ratten an die Bewegung, wenn sie ihr vier Stunden lang ausgesetzt waren. Dann sank ihr Histaminspiegel. Das heißt, sie sind in der Lage, den Stoff abzubauen. Und zwar durch Vitamin C. Ratten sind als einzige Tierart fähig, dieses Vitamin selber herzustellen.

Solange die Vitamin-C-Dosierung niedrig ausfiel, konnte keine Beeinflussung der Konzentration des Stoffs festgestellt werden. Bei hoher Dosierung sank hingegen der Histamin-Spiegel rapide ab.
Dieser Laborversuch wurde durch ein Human- Modell bestätigt. Als Probanden dienten Menschen, die krankhaft an einem hohen Histamin-Gehalt leiden. Diese Krankheit heißt Mastozytose und äußert sich in Form von Juckreiz, aber auch Kopfschmerzen und Übelkeit.
Patientinnen berichten, dass sie sich fühlen, als ob sie ständig schwanger wären. Laut Hypothese musste bei ihnen der Vitamin-C- Wert deutlich abgesenkt sein. Und so war es auch. Umgekehrt ließ sich mit Vitamin C in Dosierungen zwischen ein und drei Gramm täglich die Übelkeit bei Mastozytose- Patientinnen beseitigen.
Bei den Versuchen wurde deutlich, dass Vitamin C umso wirksamer ist, je schlechter es dem Patienten geht. Das Problem bei der Bekämpfung der Seekrankheit besteht allerdings darin, dass der Stoff im Darm nur relativ langsam vom Körper aufgenommen wird.
Am schnellsten lässt sich die Wirkung eines Medikaments erzielen, wenn es intravenös gespritzt wird. Das aber bietet sich für normale Segler nicht gerade an.
Die beste Alternative sind Vitamin-C-Kautabletten (500 mg), die über die Mundschleimhaut schnell absorbiert werden. In einer eigenen Untersuchung zeigte sich bereits innerhalb von zehn Minuten ein Anstieg des Vitamin-C-Spiegels um 40 Prozent. Bei doppelt hoch dosierten, weit verbreiteten Brausetabletten (1000 mg) betrug der Anstieg im seIben Zeitraum nur 13 Prozent. Zwar spiegelt dieses Ergebnis nur die Veränderung im Blut wider und nicht die im Gehirn, wo das Vitamin C eigentlich seine Arbeit verrichten soll. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass die Wirkung dort sogar noch schneller eintritt. Erste Versuche auf See haben den positiven Effekt von Vitamin C bei der Unterdrückung beginnender Seekrankheitssymptome bestätigt. Um allerdings strengen wissenschaftlichen Anforderungen zu genügen, fehlen noch zwei Dinge: eine placebokontrollierte Doppelblindstudie an Mastozytose- Patienten und eine mit Seglern auf See bei rauem Wetter. Beide sind in Vorbereitung. Arzneimittel.
Weblinks:
Histamin in Wikipedia
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