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Winde im Mittelmeer: Die Bora


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Neu ist die Methode, in der nördlichen Adria, die Bora sicher vorherzusagen. Diese Gefahr steigt mit dem Luftdruckunterschied zwischen Maribor und Triest. Die Seite von Meteo-Allerta zeigt in einem laufend aktualisierten Diagramm zuverlässige Vorhersagen.

Die Bora ist eine Frau (kroatisches Sprichwort).
Tatsache und eine Binsenweisheit ist: In der Adria gibt es entweder keinen Wind oder zu viel. Ein tückischer Wind ist die Bora: Wie ein Blitz aus buchstäblich heiterem Himmel fällt sie über die Segler her. Wehe dem, der nicht die Vorzeichen kennt und rechtzeitig gerefft hat! Etliche tragische Unglücksfälle sind auf das Konto der Bora zu buchen.
Man unterscheidet zwei Arten von Bora:

  • Die "Schwarze Bora" (zyklonale Bora), ausgelöst durch ein Tief über Oberitalien.
  • Die "Weiße Bora" (antizklonale Bora), ausgelöst durch ein Hoch über der Ukraine

Die Bora ist ein trockener, kalter Fallwind (also ein katabatischer Wind), der ähnlich wie der Mistral im westlichen Mittelmeer plötzlich und mit großer Heftigkeit und Hammerböen aus NO bis O einsetzt, und das alles bei blauem Himmel, normalem Barometerstand und niedriger Luftfeuchtigkeit!
Die Bora entsteht infolge Abkühlung der Luft in den Karsttälern Kroatiens. Diese kalte Luft stürzt dann als Fallwind die Hänge der Karstgebirge herunter. Sie tritt zu jeder Jahreszeit auf, kommt aber häufiger im Winter vor, wo sie oft Sturmstärke erreicht. Es ist keine Seltenheit, daß sie auch im Mai weht. Im Sommer dauert sie jedoch meist nur 2 Tage, während sie im Winter mit Unterbrechungen bis zu 14 Tagen weht.
Bora ist nicht an eine bestimmte Tageszeit gebunden, sie setzt aber häufiger nachmittags als vormittags ein. Ihre größte Stärke erreicht sie zwischen 7 und 11 Uhr und zwischen 18 und 22 Uhr.
Besonders häufig weht die Bora im Velebit-Kanal, dem Gebiet vor Senj, dem Golf von Triest und auch in breiten Flußtälern wie der der Krka und Neretva.

Charakteristisch für die Bora ist, daß sie in wuchtigen Böen weht und urplötzlich einsetzt. Ihre Geschwindigkeit variiert vom leichten Windhauch bis zum Sturm (80 - 100 km/h). Die kalten Luftmassen, die schwerer sind als die über der See liegenden stürzen die Berghänge herab und fallen in schräger Richtung wasserfallartig zur See herab. Die Wellenkämme werden zu Schaum gepeitscht, zerstäubt und in Dunstwolken (Fumarea) fortgerissen. Diese Gischt kann so stark werden, daß die Sicht verringert wird.

Die Bora prägt die völlig kahlen Inseln Norddalmatiens, was fälschlicherweise meist dem Menschen als Raubbau an der Natur angelastet wurde. Für die Entwaldung wurden Römer und Venezianer verantwortlich gemacht, oder man schob die Schuld auf den Karstcharakter und seine eigentümliche Dynamik. Da oft missinterpretiert, wird hier auf die Interaktion zwischen Landschaftsstruktur und atmosphärischem Geschehen gewiesen. Baumwachstum ist durch die mechanische Schädigung erschwert. Eine naturbedingte Wirkung bei der Versalzung der Böden durch Salzgischt ist ein sekundäres Resultat der Bora.

Für die Seefahrt war die Bora schon immer gefährlich. Der Seegang bei Bora ist zwar kurz, aber er erreicht eine beachtliche Höhe, die Wellenkämme werden dann zu Schaum gepeitscht, zerstäubt und in Dunstwolken (fumarea) fortgerissen. Die Höhe des Seegangs bei Borastürmen, wie am 14. November 2004 mit Spitzenböen von 60 m/s, nimmt mit der Entfernung von der Ostküste bedeutend zu. Vor den ersten Anzeichen einer Bora bleiben Seeleuten nur etwa 30 Minuten, um einen sicheren Ankerplatz anzulaufen.

Wird der an und für sich schon starke und böige Wind durch Fallböen verstärkt, wie das an der jugoslawischen oder griechischen Küste der Fall ist, können außerordentlich heftige Böen (eigentlich ein Understatment hoch 3) auftreten: In der Bucht von Triest wurden schon 110 kn (!!!) gemessen!

Warnung: Kahle Abhänge auf der dem Festland zugewandten Seite einer Insel bedeuten, daß die Bora in dieser Gegend sehr gefährlich ist. Buchten am Fuß der Gebirge bieten keinen Schutz; im Gegenteil erreicht hier die Bora Orkanstärke!!

Anzeichen: In Küstennähe erkennt man eine Wolkenwalze auf den Bergkuppen. Auf ein Einsetzen der Bora kann man aber erst dann sicher schließen, wenn sich aus dieser Wolkenwalze Fetzen lösen.
Auf See lassen von Osten kommende Schaumkronen auf die herannahende Bora schließen. Wenn diese Schaumkronen in einiger Entfernung sichtbar sind, sollte schnellstens gerefft werden!! Es ist nämlich jetzt schon fast zu spät. Die kroatischen Rundfunksender strahlen Borawarnungen aus, wenn Wind mit mehr als 30 kn Gschwindigkeit erwartet wird.
Die Bora kann kurzzeitig blasen, aber auch im Sommer bis zu fünf Tage lang. Böen von 50 kn sind schon gemessen worden. In Küstennähe ist sie sehr böig, draußen auf See weht sie gleichmäßiger, veruracht aber erheblichen Seegang, der sich dann bis zur italienischen Küste auswirkt.

Gebiete mit besonderer Bora-Häufigkeit: Golf von Triest, Golf von Rijeka und Kvarner Golf, Senj mit Velebitski-Kanal, Gebiet um Sibenik, Gebiet um Split, Nordküste der Halbinsel Peljesac und das Gebiet um Dubrovnik. (Karte)
Wenn Sie in diesen Gebieten segeln, haben Sie immer ein wachsames Auge auf die Berge und nach Osten und Nordost!

Bora kommt bei vergleichbaren geografischen Bedingungen, neben der Ostküste der Adria, noch an der russischen Schwarzmeerküste bei Noworossijsk, auf Nowaja Semlja, in Skandinavien und in der Kanto-Ebene Japans vor.

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Weblinks:
Die Bora in Wikipedia

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Bora in Triest Bora in Triest
(Bild: istrianet.org)   Großbild klick!
Von der Bura geprägte Karstlandschaft am Fuß des Velebit Massives Von der Bora geprägte Karstlandschaft am Fuß des Velebit Massives (Bild: Perun)   Großbild klick!
Bora bei Senj Bora bei Senj (Bild: trinity19)  Großbild klick!
Bora in Nin, Kroatien Bora in Nin, Kroatien (Bild: Andrej ?alov)   Großbild klick!
Gischt bei Bora Gischt bei Bora
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Bora am Leuchtturm Porer Bora am Leuchtturm Porer
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Entstehung der Bora Entstehung der Bora
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