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Seekrankheit
Grundsätzliches zur Therapie der Reisekrankheit
Ein Aufsatz von Prof. Dr. Scherer, FU Berlin


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Quelle: Sonderdruck Deutsches Ärzteblatt - Ärztliche Mitteilungen, 72. Jahrgang, Heft 29

Antiemetika stammen aus folgenden Arzneimittelgruppen: Cholinolytika, Antihistamenika und Neuroleptika. Zum Teil werden die Antiemetika auch als Antivertiginosa- oder als Antinausea-Präparate zur Therapie der Reisekrankheit eingesetzt. Es handelt sich häufig um Mischpräparate. Bezüglich der Dosierung muß bei diesen Präparaten auf die Verpackungshinweise verwiesen werden.



1. Cholinolytika:
Sie enthalten Atropin und/oder Skopolamin und blockieren den Brechakt. (Präparate:Vasano®, Emesan®, Extracta Belladonnae usw.). Dosierung von Skopolamin: 0,5 mg per os.
Nebenwirkung: Trockenheit von Mund und Nase, Tachykardie.
Kontraindikationen: Glaukom, Prostatahypertrophie, Tachykardie



2. Antihistamenika:
Sie enthalten:
  1. Diphenhydramin (Emesan®, Fortraevel®, Vomex A®, Dramamine®). Die Wirkungsdauer beträgt 2 bis 5 Stunden.
  2. Meclicin (Postafen®, Bonamine®, Peremesin®). Die Wirkungsdauer beträgt 10 bis 20 Stunden.
Die Präparate wirken peripher atropinartig. Der zentrale Ansatzpunkt für die antiemetische Wirkung ist noch nicht vollständig aufgeklärt. Sie wirken mindestens ebenso gut wie Atropin und Skopolamin und haben diese Alkaloide aus der Behandlung der Reisekrankheit nahezu verdrängt.
Nebenwirkungen: Teilweise erhebliche Müdigkeit und Abgestumpftheit. Trockenheit in Mund und Nase. Größere Dosen wirken zentral erregend (motorische Unruhe).



3. Neuroleptika:
Promethacin (Atosil). Dieses Präparat steht dem Chlorpromacin (Metaphen®) sehr nahe. Es hat einen atropinähnlichen Effekt auf den Hirnstamm. Die Wirkungsdauer beträgt 5 bis 19 Stunden. Nebenwirkungen: Erhebliche Müdigkeit (das Präparat wird auch als präoperatives Sedativum eingesetzt).



Alle Präparate, die Neuroleptika mehr, die Antihistamenika weniger, haben als Nebenwirkung eine ausgeprägte Müdigkeit zur Folge. Sie werden deshalb häufig mit Coffein kombiniert. Alle Präparate sind wegen dieser Nebenwirkung für Fahrer (und damit auch für Skipper (!), Anm. v. ESYS) nicht geeignet.
Der Beifahrer sollte die Antihistamenika wählen, da deren antiemetischer Effekt sehr gut und ihr Ermüdungseffekt dagegen geringer ist als der von Neuroleptika.
Kinder sind wegen ihrer Unruhe und Bewegungsvielfalt am häufigsten den kombinierten Beschleunigungen ausgesetzt. Bei ihnen ist die stärker sedierende Komponente der Neuroleptika erwünscht.
Für Schwangere sind nur Neuroleptika zu empfehlen.

Autor: Prof. Dr. Hans Scherer, FU Berlin