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EUROPÄISCHES SEGEL-INFORMATIONSSYSTEM

Vor Mooring anlegen mit einem Hochseekat

von Peter O. Walter



[Kat und Mooring] [Hafenmanöver Kat/ allgemeine Tipps] [Geschwindigkeitspotential] [Rk-Anlegen mit Kielyacht] [Rk-Anlegen für den genialen Skipper] [Richtig ankern] [Ablegen aus Längsseits-Position]




Als wir unseren Kat im Juni 2000 neu bekamen, musste ich mich erst mit den Besonderheiten der Manöver im Hafen vertraut machen. Unvermeidlicherweise passierten dabei einige Fehler, aus denen ich lernte ...

Der gravierendste Unterschied zur Kielyacht ist der, dass Geschwindigkeit keine Rolle spielt: Ein Hochseekat wird im Hafen mit den beiden Maschinen gesteuert, nicht mit dem Ruder! Das Ruder wird dabei mittschiffs fixiert und der Skipper hat alle Zeit der Welt.
Einen Radeffekt wie bei Kielyachten gibt es nicht.
Eine weitere wichtige Voraussetzung zum problemlosen Rk-Anlegen ist eine ausreichende Länge der Gangway(Bild). Unsere ist ausgeklappt drei Meter lang.

Allgemeine Hinweise zum Anlegen rk entnehmen sie bitte dieser Seite.

Ein allgemeiner Tipp zum Manövrieren im Hafen: Um aus der Vorwärtsfahrt ein Drehung (beispielsweise nach Stb) einzuleiten grundsätzlich den Rückwärtsgang der Stb-Maschine, nicht den Vorwärtsgang der Bb-Maschine!!
Im ersten Fall wird das Schiff langsamer, der Radius enger, im zweiten Fall das Schiff schneller und der Radius weiter!

Der Unterschied zum Kielschiff kommt dann in der letzten Phase des Anlegens, wenn die Mooringleine übergeben werden:
Während der Rudergänger mit den beiden Maschinen das Schiff auf der Stelle hält, passieren auf jedem Rumpf zwei Dinge gleichzeitig:

  1. Es werden die Mooringleinen an der Holeleine übergeben.
    Die luvseitige Mooring hat natürlich Vorrang!
    Wichtig ist in dieser Phase, dass ein Mann die Mooring nach vorne bringt und ein zweiter hinten bleibt und die Leine mit leichtem Zug aus dem Wasser hält, so dass sie nicht ins Wasser und damit in den Propeller kommt!
    Die Bb-Mooring wird am Stb-Rumpf festgemacht, die Stb-Mooring an der Bugklampe des Bb-Rumpfes. Sie liegen also überkreuz! Diese Konstrution hat den Riesenvorteil, dass das Schiff unempfindlicher gegen Seitenwind ist!!
  2. Es werden die Festmacher übergeben. Diese sind bei ums um die elf Meter lang und werden auf Slip und (vorläufig!) auf dem letzten Ende belegt. Natürlich reicht die Gangway noch nicht ...
    Jetzt aber werden die beiden Moorings so hart wie möglich angeholt, am besten mit zwei Mann. Erst dann mit den Maschinen rückwärts gehen bis die Gangway reicht und die Festmacher jetzt endgültig belegen.


Ablegen:
Bei starkem Seitenwind kann es zu Problemen kommen:
Staubtrockene Mooringleinen sinken sehr langsam ab und der Kat treibt derweilen nach Lee ...
Hier hilft nur eines: Zuerst die leewärtige Mooring lösen und warten, bis sie abgesunken ist. Derweilen kann man die luvwärtige Mooring befeuchten und für so für schnelleres Sinken sorgen. Ich rate in diesem Falle, zusätzlich auf eine Pause im Seitenwind zu warten, denn der Wind im Hafen ist meist unregelmäßig und böig. Bei etwas Geduld (der Crew erklären, warum man wartet!) ist dann das erfogreiche Ablegen kein Problem mehr ...

Postings zum Thema:

Sehr geehrter Herr Walter,
	wir kennen uns. Ich habe - vermutlich im Jahr 2000 - mit meinem damaligen Einrumpfer mit meiner
	Frau auf Leros neben Ihnen gelegen und
	mich für Ihren Kat interessiert und ihn besichtigt.
	Mittlerweile habe ich einen Antigua 37 Kat.  Übrigens - Ihre Websites sind spitze!!!
	Alles Gute wünscht Ihnen
	Frank Heutgens
	Katamaran ALEGRIA
	...............................................................................
	Zu *Kat und Mooring*:
	Grundsätzlich ist es schon sinnvoll, Muringleinen über Kreuz zu legen, wie Sie schreiben.
	Aber Gleiches gilt auch für die Heckleinen, warum
	haben Sie es dort nicht auch eingezeichnet? Oftmals ist dieses Überkreuzlegen jedoch z.B. wegen
	der Klampenanordnung nicht machbar.
	Außerdem sind die Muringleinen meistens an der Pier belegt, was es schwierig, evtl.
	auch unmöglich macht, diese vorne über Kreuz zu legen.
	Die Leemooring in die Mitte durch die Ankerklüse ist eine Alternative.
	Der eigentliche Wunscheffekt, nämlich dass das Boot sich weniger zur Seite bewegt,
	wenn der Wind draufsteht, kann auch Nachteile haben.
	Wenn mein Boot *auf der Stelle* steht wegen der überkreuzten Leinen, wird mein Nachbar sich
	mit Sicherheit feste bei mir anlehnen, wenn er
	die Leinen nicht gekreuzt hat. Somit kommt zusätzliche Belastung auf mein Ankergeschirr.
	Also ist es mitunter vorteilhafter, sich genau wie
	die Nachbarn zu bewegen. Beim Multihull muß das seitliche Wegdrehen allerdings wirklich
	eingegrenzt werden, sonst ist er wegen der großen
	Breite sehr schnell mit einem Rumpf an der Pier, wenn der Abstand nicht sehr groß ist.
	Egal ob Mono oder Multi: Wichtig ist, dass ZUERST die luvseitige Heckleine festgemacht wird,
	dann die Muring(s) und erst dann die leeseitige
	Heckleine. Ist die Luvleine erst mal belegt, kann der Steuermann mit Maschine(n) vorwärts
	und Ruderlegen das Boot auf der Stelle halten.
	Vorsicht beim Hantieren mit der Mooringleine, wenn die Schraube läuft. Gerade beim Kat sind
	die Schrauben sehr weit außen und somit nahe an den Mooringleinen.
Danke für die Zuschrift, Frank!
Genau, weil das bei vielen Kats nicht möglisch ist (Dingi, Gangway, Klampenanordnung), habe ich die überkreuzten Heckleinen nicht eingezeichnet.
Wenn man die Mooringleine, die am Kai fixiert sind, abbindet und KOMPLETT auf das Schiff nimmt, ist es am Besten. Beim Ablegen wieder fixieren, kann man auch gut am Nachbarschiff machen, Marineros holen sie dann wieder an den Kai. (Tip hab ich von Bobby Schenk, der in La Rochelle bei uns an Bord war.)