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EUROPÄISCHES SEGEL-INFORMATIONSSYSTEM

Segeltörn um Rügen

von Christoph Boecker


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Wir segeln sporadisch seit einigen Jahren, nicht viel, aber halt jedes Jahr, versuchen unsere Erfahrungen zu machen und auszuweiten. Nachdem wir im letzten Jahr als Crewmitglieder im Mittelmeer waren, sollte in diesem Jahr wieder mal eine eigene Charter stattfinden. Diesmal in der Ostsee. Rügen erschien uns ein geeignetes Revier und Rund Rügen eine ideale Strecke mit annehmbaren Etappen für eine 2-Personen-Crew.

Die Vorbereitung war geprägt von der Sorge um die eigene Sicherheit und von all den schlechten Erfahrungen der Vergangenheit, denn irgendwas fehlt immer an Bord von Charterschiffen. Mal sind es Informationen (woher bekomme ich revierbezogene Wetterberichte, lohnt das Revier, wie sind die Marinas, wann gehen die Brücken auf) bis hin zum Material (Bändsel fehlen immer, Fernglas oder Peilkompaß taugen nichts, altersschwache Seekarten ohne Korrektur usw usw).

Bei der Vorbereitung waren uns u.a. viele Informationen aus dem Internet hilfreich. Für vieles haben wir aber auch keine oder nur widersprüchliche Informationen gefunden.

Einen Teil der Erfahrungen möchten wir auf diesem Wege an andere Segelkameraden weitergeben, die sich ebenfalls im Internet auf die Suche machen. Allerdings nicht als Törntagebuch, sondern eher als Erfahrungsbericht zu den drei Punkten

·        Der Vercharterer (Mola Yachtcharter in Breege auf Rügen)

·        Das Boot (eine Bavaria 31)

·        Das Segelrevier Rügen und die angelaufenen Häfen

 

Falls weitere Informationen gewünscht sind, kann man uns über Email erreichen (christoph.boecker@gmx.de)

Viel Spaß allen Rund Rügen wünschen

Christoph und Anne

 

1         Mola Yachtcharter in Breege

1.1        Warum Mola?

Auf der Suche nach einem Vercharterer auf Rügen sind wir nach mehr oder weniger langem Stöbern im Internet auf Mola gestoßen. Überzeugend war die umfangreiche Homepage, die fast alle Informationen bietet, die man braucht. Mola verfügt über zahlreiche Schiffe unterschiedlicher Größen, die alle im Detail beschrieben sind. Dazu gibt es Preislisten, Revierinfos, Törnvorschläge etc. und die Möglichkeit der Charteranfrage per Internet.

Der Chartervertrag wurde per Fax abgeschlossen, nach wenigen Tagen kam die Rechnung, in zwei Raten zu zahlen. Rückfragen zu Details wurden telefonisch und per E-Mail gerne beantwortet.

Kurz vor Charterbeginn kam noch mal Post mit einer Wegbeschreibung und einem Bordpaß.

Tip: Wer ohnehin die Boot in Düsseldorf Ende Januar besuchen will, sollte nicht zu eilig chartern. Mola war zumindet in diesem Jahr mit einem Stand vertreten. Es gibt Messepreise ....

1.2        Bootsübergabe

Die Bootsübergabe war unkompliziert. Wir kamen Samstags gegen 14 Uhr und konnten direkt ohne Formalitäten an Bord gehen. Ausgehändigt bekamen wir die Übergabecheckliste und den aktuellen Wetterbericht.

Für ihre Kunden stellt Mola zwei Handwagen bereit, mit denen das Gepäck zum Boot gebracht werden kann.

Das Boot machte auf uns einen sehr kompletten Eindruck (s.u.).

Zwischendrin kam jemand zu Übergabe. Gemeinsam wurde die Checkliste durchgegangen, alles erklärt und jede Frage beantwortet

Um 16 Uhr war alles verstaut und das Boot für eine Woche unser.

1.3        Bootsrücknahme

Die Rücknahme war ebenfalls unkompliziert. Ab Samstags 9 Uhr ist ein Taucher da, der die Boote abtaucht, denn in den Boddengewässern sind Grundberührungen nicht ungewöhnlich. Die Übernahme besteht ansonsten aus einer Visualkontrolle ob die wesentlichen teuren Teile da sind und ob außer den schon gemeldeten Schäden weitere vorliegen.

Atomiserte Tassen kosten übrigens 10 Mark.

Etwas Diskussion hatten wir wegen der Gasbuddel, die bereits am zweiten Tag leer war. Da wollte man uns die komplette Flasche berechnen, die u.E. für 2-3 Törns reichen müßte. Aber wir haben uns geeinigt.

1.4        Sonstiges und Fazit

Die Abwicklung insgesamt war professionell und unkompliziert. Das Boot war gegenüber unseren Erwartungen sehr gut ausgestattet. Wir haben schon anderes erlebt und sind insgesamt sehr zufrieden.

Viel verbessern kann man nicht, aber ich schlage vor ...

·        ... auf der Homepage einen Buchungskalender einzubauen, dann sieht man sofort, welche Yacht wann frei ist, das vereinfacht die Charteranfrage

·        ... auf die Boote eine Reviermappe geben mit Informationen, die über die Hafenhandbücher hinausgehen (z.B. aktualisierte Brückenöffnungszeiten, Kanalbelegung UKW, wann/wo Wetterbericht, Landkarte und Tourismusinformationen über Rügen für Landgänge oder Hafentage)

2         Die Yacht

Die gecharterte Yacht Viktoria war eine Anfang 2000 in Dienst gestellte Bavaria 31. Weitere Informationen dazu findet man bei Mola Yachtcharter unter www.mola.de/yachten/bavaria31.html. Wir hatten sie schon vorab auf der Boot 2000 in Düsseldorf besichtigt, um zumindest einen ersten Eindruck zu bekommen und vor allzu unliebsamen Überraschungen gefeit zu sein. Und dieser erste Eindruck vom Boot an sich bestätigte sich dann - zum guten wie zum schlechten.

2.1        Von Außen

Die Bav 31 läßt sich gut von nur zwei Personen segeln. Sie ist mit einem arretierbaren Steuerrad versehen, der Rudergänger hat sicheren Stand auch bei Krängung. Die Großschot ist an der Steuersäule angeschlagen. Das hat Vorteile, da sie vom Rudergänger direkt bedient werden kann, aber auch Nachteile: es fehlt der Traveller zum Großsegeltrimm. Weit nach hinten gelegt und ebenfalls in Griffweite des Rudergängers liegen die selbstholenden Fockwinschen.

Das Vorsegel ist mit der heute üblichen Rolleinrichtung versehen. Das Großsegel verfügt über ein Einleinen-Reffsystem, das mit Holen der Reff-Leine gleichzeitig beide Reffkauschen zum Baum zieht und das neuer Unterliek streckt. Alle Fallen und die Großsegelreffleinen werden durch Hebelklemmen zum Cockpit geführt. Links und rechts vom Niedergang sind ebenfalls selbstholende Winschen. Es gibt nur zwei Reffstufen im Großssegel; wir hätten uns angesichts der Windverhältnisse schon mal eine dritte gewünscht. Mit nur zwei Leuten wären auch Lazy-Jacks eine Erleichterung gewesen, da man auf dem Cockpit-Dach der Bav31 nicht besonders gut steht, aber was solls, es ging auch ohne.

Die Sprayhood schützt ausreichend. Der Bootshaken war erfreulicher weise kein Teleskopbootskaken sondern einteilig - also stabil.

Der Motor erschien uns mit 19 PS zunächst etwas schlapp. Immerhin waren wir aus der Segelausbildung 40 PS für 10,50 m Boot gewohnt. Aber es ging damit doch ganz flott voran. 5 kn Fahrt (mit dem GPS gemessen) bei Marschdrehzahl 2500 waren auch bei rauerer See locker drin. Die gesamte Motorbedienung befindet sich recht gut angeordnet an der Steuersäule. Negativ nur, daß die neutrale Stellung schwer zu finden war. Sie liegt jedenfalls nicht bei senkrechter Hebelstellung - also ausprobieren und evtl. mit etwas Klebeband markieren.

An der Steuersäule ist das werftseitig übliche Kombigerät (Raytheon TriData) für Logge, Lot und Trip installiert. Die Anzeige ist auch von der Seite und mit Polarisationssonnenbrille gut ablesbar. Der Navigationskompaß kann ebenfalls auch von der seitlichen Sitzposition aus gut abgelesen werden.

Verwirrt hat uns die Logge. Egal ob mit der Strömung oder gegen die Welle -die angezeigten Werte lagen durchweg 1-2 kn unter der vom GPS ermittelten Geschwindigkeit über Grund. Das kann monetäre Konsequenzen haben, da in den Boddengewässern rund Rügen teilweise Geschwindigkeitsbegrenzungen gelten. Wir waren z.B. im Strelasund&xnbsp; mit SOG 5,4 Kn am erlaubten Limit unterwegs, während die Logge gerade 4,3 kn anzeigte. Na gut: wir haben die Logge natürlich ebensowenig gereinigt wir eine Vorgängerchrew, die das gleiche Problem auch im Logbuch vermerkt hatte.

Im Cockpit fehlen Möglichkeiten, die Lifeline einzupicken. Es gibt nur eine einzige Öhse, an der auch schon die Großschot angeschlagen ist, sowie die Handgriffe im Niedergang. Zu wenig.

2.2        Unter Deck ...

... sieht die Welt nicht mehr so gut aus. Der Navigationstisch der Bavaria 31 (an StBd) kann daran erkannt werden, daß sich über ihm eine Schalttafel, GPS, UKW etc. befinden und man innen drin Stifte, Navi-Dreiecke etc. findet. Ansonsten kann er maximal als Hutablage dienen. Als Navigationsarbeitsplatz ist er absolut ungeeignet! Die üblichen Seekarten passen erst darauf, wenn man sie faltet. Der Navigator sitzt völlig ungesichert 90° gedreht auf der Bank, also ohne Rückenlehne oder andere Möglichkeiten sich abzustützen (außer Lee ist an StBd). So kann man bei Windstärke 1 auf Kaffefahrt gehen. Wir haben daher den Eßtisch als Navigationspielfeld eingesetzt, eine leider suboptimale Lösung, da der Tisch die Schaps unter den Bänken sowie den Durchgang zum Vorschiff blockiert.

Mola Yachtcharter bzw. der Eigner haben das Schiff mit einer erfreulich guten Navigationsausrüstung versehen. An Bord waren die neuesten Seekarten (Satz 1-4 der Sportschiffahrtskarten) und die korrespondierenden Hafenhandbücher, einige Zettel mit Brückenöffnungszeiten (leider nicht mehr ganz aktuell) sowie Zirkel, Dreiecke, Radiergummi etc. in ausreichender Menge und guter Qualität. Eine große Tasche enthält alle Bootpapiere inkl. sämtlicher Handbücher für Boot und Zubehör. Der Peilkompaß (IRIS 50) steckt über dem Naviplatz in der Wandhalterung. Das (einfache) Fernglas steckt in seiner Tasche in seitlichen Ablagefächern. Hier wäre eine Fernglashalterung neben dem IRIS50 die bessere Lösung gewesen. Als GPS ist ein Garmin 128 installiert. Zahlreiche Wegepunkte sind dort schon eingegeben; ob das die Wegepunkte der 4 Kartensätze sind, kann ich nicht beurteilen. Allerdings haben wir uns mit dem Garmin auch nicht sehr auseinander gesetzt, da wir ein eigenes GPS dabei hatten. In dem Zusammenhang ist uns aufgefallen, daß die Wegepunkteliste nicht mehr beim Kartensatz war, so daß wir die für uns relevanten Punkte jeweils aus der Karte nehmen mußten. Am Navitisch ist in die Wand eingebaut ein gutes Autoradio für alle 4 Wellenbereiche inkl. CD-Player. Da UKW-Funkgerät und Garmin auf dem Navitisch befestigt sind statt in der Wand, wird der spärliche Platz noch einmal verkleinert.

Die verschließbaren Ablagen im Salon sind entschieden zu wenig. In der Pantry an Backbord finden wir drei verschossene Schaps, von denen eins Komma fünf für Küchenutensilien draufgehen. Danach folgt ein zum Bug eng zulaufendes Schwalbennest. Steuerbord sieht es nicht besser aus. Zwei Schaps sind für die Bordelektrik reserviert , eines ist verfügbar, danach folgt ein Schwalbennest, im den z.B. das Fernglas liegt. Weitere Ablagen sind unter den Bankrücklehnen und natürlich unter den Bänken. Leider muß man die Lehnen hochklappen und kann erst dann die Bank hochnehmen. Vorher sollte man den Tisch abklappen. Unter der Steuerbordbank im größeren der Staufächer findet man die beiden Batterien und das Ladegrät großzügig angeordnet. Auf anderen Booten benötigen diese Teile deutlich weniger Platz. Im kleineren Fach ist der einzige Topf mit Deckel, den wir dann auch nicht benutzt haben, da es zu kompliziert war an ihn heranzukommen.

Bei der Einweisung wurde uns geraten, die Seeventile eigentlich immer offen zu lassen. Nach dem ersten Versuch, das Seeventil des Spülbeckens zu schließen, war alles klar. Es ist sehr ungünstig unter der Backbord-Bank angebracht. Man muß also erst Tisch abklappen, Rückenlehne und dann Polster und dann Bank hochwuchten, um dort dranzukommen - ungünstig für Leute, die gerne mit verschlossenen Ventilen fahren! Da der Wasserablauf aus dem Spülbecken gelinde gesagt langsam ist (anscheinend keine Seltenheit auf Yachten) sind wir dem Rat gefolgt und haben das Ventil offen gelassen.

Die Pantry ist ausreichend ausgestattet für 6 Personen. Es gibt auch einen Kühlschrank, den wir jedoch nur unter Motor bzw. bei Landstrom haben laufen lassen. Auch eine Thermoskanne fehlt nicht.

Auch im Vorschiff waren zu viele Schwalbennester statt verschlossener Fächer angebracht. Unter der Liegefläche findet man genug Staufächer, um den bordeigenen Werkzeugsatz (nur Werkzeug, keine Kleinteile, Klebeband etc.), das eigene Werkzeug und die 6 Rettungswesten unterzubringen ? wir hatten unsere eigenen Westen dabei.

Meine persönliche Meinung zu den Schwalbennestern ist: alles, was man nicht zumachen kann, ist in schwerer See von übel und wird irgendwann zum Geschoß.

Nett ist, daß die Bavaria ein Getränkefach im Tisch hat. Da sind die Getränke&xnbsp; für Unterwegs schnell griffbereit.

Die Achterkajüte bezeichnen wir mal besser als Hundekoje. Wir haben sie als Tagesablage für Taschen und Schlafsäcke genutzt.

Im WC-Raum achteraus ist ein Naßschrank, in dem 2-3 Personen ihr Ölzeug und ihre Gummisstiefel abstellen können.

Der Liegeplatz (also der Platz zum Liegen) ist begrenzt. Das Boot wird als Yacht mit 4+2 Kojen verchartert. Im Vorschiff finden 2 Personen Platz. Die Liegefläche ist aber nur für Leute bis 1,80 m bequem zu nennen, längere haben Schwierigkeiten. In der Achterkajüte geht es sehr sehr eng zu, sollten sich dort zwei Personen einbauen. Hier würde ich maximal eine Person unterbringen. Auf den Bänken im Salon kann man relativ bequem schlafen, sieht man davon ab, daß der Salon (1) Durchgangsraum ist und (2) sehr hell. Per saldo würde ich sagen: das Boot ist für 2-4 Personen geeignet, mehr nur auf Tagestörns ohne Übernachtung an Bord.

2.3        Sonstiges

Die Viktoria war vom Vercharterer bzw. Eigner besser ausgestattet als ich es erwartet hätte. Es gab zusätzlich zum schon erwähnten CD-Radio, Fernglas, Peilkompß, Naviausstattung, Karten, Hafenhandbüchern und Rettungswesten auch eine zweite(!) Winschenkurbel, einen Reservefender, einen Pütz, einen Wasserschlauch und einen Warpanker mit ausreichend langer Leine. Dazu kam die insgesamt recht gute Sicherheitsaustattung.

Der Hauptanker war am Bug arretiert, ist aber nicht elektrisch betrieben.

Die Landstromverbindung stellt man über ein ausreichend langes Kabel her, das die üblichen blauen Campingstecker aufweist. Das Kabel wird im Heck der Bavaria eingestöpselt. Sobald Strom anliegt werden die Batterien geladen. Besonders gut fand ich, daß auch eine 220V-Dreifachdose unter dem Navitisch verfügbar ist (anscheinend selbst nachgerüstet). Andererseits fehlte die auf anderen Booten öfters zu findende 12V-Autosteckdose. Es gibt keine Anzeige, aus der man ersehen kann, ob der Landstrom wirklich fließt. So passierte es uns, daß die Leitung einmal gar nicht unter Strom war und der zugeschaltete Kühlschrank sich aus dem Akku bediente. Eine kleine Kontrollampe wäre hilfreich und bestimmt nicht teuer.

Das Seenot- und Sicherheitspaket umfaßte neben den erwähnten Secumar-Westen mit Lifeline auch das übliche Tuthorn, eine Rettungsinsel, eine Blitzboje sowie einen gut sortierten Koffer mit Signalmitteln. Den Koffer muß man im Notfall erst mal unter der ach so gut zugänglichen Salonbank hervorholen. Die Rettungsinsel - genau so neu wie das Boot - befand sich in der Backskiste. Nun kann man mich des übertriebenen Sicherheitsfanatimus zeihen, aber wenn das Boot sinkt krieche mal jemand in die Backskiste .... m.E. gehören Rettungsinseln an den Heckkorb. Die Blitzboje, die man wie ich gelernt habe dem über Bord gegangenen hinterherwerfen soll, liegt ebenfalls verlustsicher in der Backskiste statt am Heckkorb befestigt zu sein.

2.4        Per Saldo

Das Boot war gutmütig und leicht zu steuern. Auch in schwererer See - und davon hatten wir genug - haben wir uns nie wirklich unsicher gefühlt. Die Bavaria 31 war unter Motor wie unter Segel auch von zwei Personen gut zu handhaben.

Mola bzw. der Eigner haben das Boot im Prinzip gut ausgerüstet. Für die Innenraumkonstruktion kann Mola nichts, das liegt an der Werft. Es gibt bessere 10m- Konstruktionen. Einige Detail kann man jedoch einfach verbessern (Landstromkontrolle, Blitzboje an den Heckkorb, Fernglashalter). Vermißt haben wir fast nichts - außer den üblichen Bändseln und Kleinteilen, die man als versierter Charterkunde eh immer dabei hat. Aber eine Uhr am Steuerstand und ein Krängungsmesser wären nett gewesen.

Trotz aller Kritik würden wir eine Bavaria 31 wieder chartern (aber niemals eine kaufen).

 

3         Zum Revier

3.1        Allgemein

Im Revier Rund Rügen wird man schnell zum Motorsegler. Insbesondere in den Bodden wimmelt es von den natürlichen Feinden des Seglers (nein, nicht Surfer). Es wimmelt von Untiefen und gesperrten bzw. zu meidenden Gebieten (Fischfang, Naturschutz, Militär).

Wer das Fahrwasser verläßt, sollte immer ein Auge auf den Tiefenmesser und ein Auge auf die Fischstäbchen haben. Selbst innerhalb der Fahrwasser ist man nicht vor unangenehmen Überraschungen gefeit. Strömungen können z.B. dafür sorgen, daß kleine Sandhügel auch in Fahrwassern angespült werden. Da die Fahrwassertiefe manchmal weniger als 2 m beträgt, kann es für eine Bavaria 31 mit 1,75 m Tiefgang schon mal zu Problemen kommen ...

Meine Informationen im Vorfeld über Wetterberichte und ihre Quellen waren teilweise widersprüchlich. Viele der angegebenen Quellen sind m.E. für Segler eher nicht relevant (z.B. die Standardwetterberichte der diversen Rundfunksender). Am besten geeignet sind noch immer die über UKW ausgestrahlten Wind- und Wettermeldungen des DWD. Heutigentags macht das DP07 Seefunk , und zwar

Morgenbericht&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp; 07:45&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp; 09:45&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp; 12:45&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp; MESZ

Abendbericht&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp; 17:45&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp; 19:45&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp; &xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp; MESZ

auf den UKW-Kanälen (Stand Anfang Juni 2000):

Nordsee

Elbe-Weser

24 und 01

 

Hamburg

27

 

Helgoland

86

Ostsee

Kiel

23

 

Lübeck

24

 

Arkona

66

Rund Rügen hört man natürlich Arkona-Radio. DP07 ist zwischenzeitlich der Nachfolger der ehemals staatlichen (Post/Telekom) Seefunkstellen. Zur Finanzierung dieses Service werden u.a. Werbeinfos eingestreut. Entschädigt wird man durch den Chat am Ende des Wetterberichts - und natürlich durch die Wetterinfos. Was wir ansonsten von den diversen Radiostationen empfangen habe, war für unsere Zwecke eher weniger brauchbar. Also: Seefunk hören. Übrigens kann man sein UKW auch über DP07 anmelden und trägt damit indirekt zur Finanzierung dieses Service bei.

 

3.2        Breege

Ausgangshafen war die Mola-Charterbasis in Breege. Breege liegt sozusagen binnen am Breeger Bodden. Die Anreise erfolgt entweder auf der Ostroute nur über Straßen um den Bodden oder auf der Westroute, deren Weg über die Wittower Fähre führt. Die Fährgebühr beträgt 6,50 DM pro Wagen mit Fahrer und 1,70 DM pro Mitfahrer.

Wer einen Bäcker sucht, muß ein paar Meter gehen. Vom Hafen kommend hinter dem Mola-Gebäude beginnt rechts der Boddenweg, ein lauschiger Fußweg, der irgendwann wieder auf die Hauptstraße trifft. Noch ein paar Meter rechts die Straße runter und man ist an der Landbäckerei mit einer wirklich großen Auswahl an Brötchen und Öffnungszeiten ab 7 Uhr.

Duschen kann man entweder im Sanitärgebäude im Hafen (Duschmarken zu ?? DM beim Hafenmeister). Es gibt zwei Duschen und nur ein Waschbecken. Viele nutzen daher die Waschbecken im Toilettenflügel des Gebäudes. Samstags morgens wird es sehr früh voll im Sanitär, da alle früh die Boote abgeben wollen ....

Außerdem bietet die Ferienwohnungsanlage Kapitänshäuser im Hafen für 10 DM einen speziellen Segler-Service (Dusche, Sauna u.v.m.)

Wasser und Strom sind am Steg zu finden, wobei sich je vier Boote eine Versorgungssäule teilen.

Im Hafen legen auch Passagierschiffe an, daher sollte man als Segler lieber in eine der Boxen gehen und nicht wild am Steg festmachen.

Da Breege der Charterhafen ist, waren die Parkmöglichkeiten besonders interessant. Im Hafen selbst sind zahlreiche Parkplätze, für die allerdings eine Gebühr von 5 DM pro Tag erhoben wird. Daher sollte man dort nur zum Be- und Entladen parken. Über die Woche kann der Wagen auf einem gebührenfreien Parkplatz ca. 200 m entfernt abgestellt werden (aus dem Hafen zurück auf die Hauptstraße, links der Hauptstraße folgen, nach ca. 150 m rechts ab und nach 50m wieder links auf den Parkplatz).

3.3        Vitte

Unser erster Hafen war Vitte auf Hiddensee. Wir haben im Yachthafen festgemacht. Die einschlägige Revierliteratur warnte schon vor den Spitzenpreisen. Und tatsächlich war Vitte unser teuerster Hafen. Kaum war das Boot vertäut, stand der Hafenmeister wie aus dem Boden gewachsen mit seinem Fahrrad neben uns, kassierte 23 Mark und klebte eine farbige Marke auf den Bugkorb. Neuer Tag, neue Farbe, alles im Griff und keiner entkommt.

Die Sanitäranlagen waren relativ neu und sehr sauber. Vier Duschen stehen zur Verfügung. Eine Duschmarke kostete 3 Mark. Dafür bekam man fünf mal 40 Sekunden warmes Wasser.

Im Hafen ist ein Kiosk, an dem man ebenfalls Liegegebühren entrichten und Duschmarken kaufen kann. Wer Brötchen zum Frühstück möchte, muß zum nächsten Bäcker in den Ort.

Die Anlage ist insgesamt recht groß. Der äußere Steg sollte für größere Boote bleiben.

Die Anfahrt erfolgt tunlichst im Fahrwasser.

3.4        Lohme

Der nächste Hafen war Lohme zwischen Kap Arkona und Saßnitz. Die Liegegebühr beträgt 15 DM pro Nacht für 10 m Boot sowie ebenfalls 3 Mark pro Dusche. Auch hier lief die Dusche dafür fünf mal 40 Sekunden. Allerdings gab es mehr Wasser und es war richtig heiß.

Man hat hier einiges zur Rettung der Steilküste getan. Der Yachthafen liegt hinter dem Schutzwall, so daß die Yachten auch bei starkem Wind gut geschützt sind. Nicht zu empfehlen sind die Liegeplätze an der Wallseite ganz im Innern des Hafens (Ostseite). Dort nimmt zum einen die Wassertiefe ab, zum andern sammeln sich dort je nach Windrichtung gerne viele viele Blattalgen an. Wir haben ebenfalls nicht aufgepaßt und saßen schließlich fast fest. Dank freundlicher Helfer und gezogen vom Motorböötchen des hilfsbereiten Hafenmeisters kamen wir schnell wieder frei.

Die Versorgung ist recht gut. Der Kiosk im Hafen nimmt Vorbestellungen für Brötchen entgegen, die ab 8 Uhr beim Hafenmeister abgeholt werden können.

Die Steilküste erklimmt man mit einem Treppenaufgang von über 200 Stufen. Auf halber Höhe liegt ein kleines Cafe (Kaffe, Kuchen, Eis mit Seeblick).

In Lohme ist das Hotel Lohme/Panoramablick einen Besuch wert. Vom Restaurant aus hat man einen fantastischen Blick über die Ostsee. Das Essen ist sehr gut (lokale frische Produkte, teilweise ökologischer Anbau, saisonale Gerichte), der Service engagiert und freundlich; auch Sonderwünsche wurden gerne erfüllt. Empfehlenswert. Auch wer einfach so nur für ein Paar Tage auf Rügen Urlaub machen will findet im Hotel Lohme preiswerte und sehr gute Unterkunft.

Für Fischfreunde: der Kioskbetreiber im Hafen wirft schon mal gegen Mittag den Räucherofen an. Ab 16 Uhr gibt es dann frisch geräucherten Fisch!

3.5        Gager

Von Lohme aus ging es nach Gager. Über diesen Haben läßt sich wenig sagen. Im Prinzip ist ein Fischerhafen, an dem ein Campingplatz liegt. Es gibt ein paar Liegeplätze für Yachten. Der westliche Teil der Boxen (5 oder 6) ist vom großen Hafenbecken aus ansteuerbar, Dort gibt es anscheinend auch keine Tiefgangprobleme. Fährt man die an der Ostseite des Stegs gelegenen Boxen an, muß man sich an einem Schilfufer vorbeimogeln. Das haben wir uns mit unseren 1,75 m Tiefgang dann doch nicht getraut. Am Südkai sind einige kleine Hütten, in denen die Fischer ihr Zeug verstauen und wo auch ihre Boote anlegen. Dort ist morgens großer Andrang, wenn der Fisch direkt ab Fischer verkauft wird. Den Rest des Südkais nimmt eine (ehemalige?) Werft ein. Dort kann man zur Not auch festmachen.

Ver- und Entsorgung gibt es auf dem Campingplatz, also WC und Duschen, ein kleiner Laden, eine kleine Kneipe.

Der Hafenmeister kommt irgendwann und kassiert die üblichen 15 Mark fürs Boot.

Im Laden auf dem Campingplatz kann man übrigens ab 7 Uhr frische Brötchen bekommen.

3.6        Stralsund

Wir kamen von Süden vom Greifswalder Bodden. Kreuzen war angesagt. Die schwierige Frage, ob wir es schaffen, unter Segeln bis Stralsund fahren, entschied die Uhr. Um die Ziegelgrabenbrücke noch um 17:40 zu erwischen, blieb nur der Motor. Vor Ort stellte sich dann heraus, daß die Brückenöffnungszeiten in der Karte zwischenzeitlich überholt waren. Die Brücke war also gerade wieder geschlossen worden und wir entschieden uns, statt auf die nächste Öffnung um 21:30 zu warten im Hafen des YC Strelasund festzumachen. Der Hafen liegt zwischen der Ziegelgrabenbrücke und dem Industriehafen mit der Volkswerft Stralsund. Einige Revierführer warnen vor der Lärmbelästigung, aber wir hatten damit zumindest keine Probleme. Da wir eine Außenbox gewählt hatten, bot sich uns ein traumhafter Blick auf den abendlichen Strelasund. Außerdem konnten wir bei einem Glas Wein vom Boot aus studieren, wie man das mit der Brückendurchfahrt in Stralsund so macht.

Der nette Hafenmeister kassierte die üblichen Gebühren (15 DM fürs Boot, 2,50 DM je Duschmarke). Einen netten Plausch und Informationen zu den geänderten Brückenöffnungszeiten gab es gratis dazu. Jede Box hat eine Nummer; das Schild ist auf dem Steg angenagelt. Der Hafenmeister freut sich, wenn man zu ihm kommt und die Nummer kennt. Die Hafenanlage hat auch einen Wasch- und Trockenraum.

Auch daran merkt man, daß man in einem YC liegt. Es geht dort irgendwie etwas familiärer zu.

In einem Punkt irrte der Hafenmeister. Wir wollten am nächsten Morgen noch Diesel bunkern und er verwies auf eine Schwimmtankstelle direkt hinter der Brückendurchfahrt. Die Kollegen dort wollten uns allerdings nicht betanken. Korrekt ist, daß sich nördlich der Brücke eine Bootstankstelle von Shell befindet, genau dort, wo sie laut Hafenhandbuch hingehört. Die Tankstelle hat allerdings nur bis 10 Uhr auf. Die Törnplanung für den Tag (9:20 durch die Brücke, dann tanken, dann gemütlich nach Breege) erwies sich als zweckmäßig.

Wir hatten am Abend eigentlich aus gutem Grund noch durch die Brücke gewollt, nämlich, um in einem der innenstadtnahen Yachthäfen festzumachen. Vom YC aus sind es immerhin ca. 20-30 Minuten zu Fuß in die City bzw. 10 DM mit dem Taxi. Ob es sich lohnt, abends in die City zu gehen, muß jeder vor Ort selbst entscheiden....

Diesmal gab es keine Brötchen zum Frühstück.

Und hier die seit Ende Mai gültigen Öffnungszeiten der Ziegelgrabenbrücke:

02:30 - 02:50 MESZ

05:20 - 05:40 MESZ

09:20 - 09:40 MESZ

17.20 - 17:40 MESZ

21:30 - 21:50 MESZ

In den Seekarten an Bord der Viktoria stehen noch die alten Öffnungszeiten. Falls es außer der Reihe Öffnungszeiten gibt, wird das angeblich über UKW Kanal 67 (Stralsund Traffic) angekündigt.