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Türkei: Die Meerenge Bosporus


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Letztes Update 01/2023
Der Bosporus bei Istanbul Der Bosporus bei Istanbul (Bild: Nevit Dilmen)

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Der Bosporus ist eine Meerenge und verbindet das Schwarze Meer über das Marmarameer und die Dardanellen mit dem Mittelmeer. Öl aus dem Schwarzen Meer kann nur auf diesem Schiffahrtsweg ins Mittelmeer gebracht werden. Die Türkei ist dabei, für die passierenden Schiffe strenge Sicherheitsauflagen zu erarbeiten. Trotz Lotsenpflicht kommt es immer wieder zu folgenschweren Kollisionen zwischen Großschiffen.
Die Türkei bemüht sich den Olverkehr über Piplines umzuleiten, was aber den Ölfirmen zu teuer ist. Die Türkei kann aber den Bosporus nicht einfach sperren, da ihr duch das Abkommen von Monteux die Hände gebunden sind. Der Vertrag aus dem Jahr 1936 erlaubt Schiffen aller Nationen freie Fahrt durch den Bosporus.

Tourismus und Unterkünfte: Auch im Bereich Tourismus ist der Bosporus ein beliebtes Ziel von Urlaubern aus der ganzen Welt. Es gibt einen gut ausgebauten Campingplatz und einen Stellplatz für Wohnmobile. Das Angebot an Ferienwohnungen, Pensionen und Hotels ist reichlich. Neben Hotels findet sich so mancher Urlauber auch in einem Ferienhaus Türkei ein und genießt die Unabhängigkeit fernab der von Reisenden überfluteten Hotels.

Geographie: Das ehemalige Flusstal ist etwa 32 Kilometer lang und bis zu 2,5 Kilometer breit. Die engste Stelle hat eine Breite von 660 Metern, die größte Tiefe der Meerenge liegt bei 120 Metern. Am südlichen Ende liegt das Goldene Horn, die Hafenbucht von Istanbul, einer der größten Naturhäfen der Welt. 1973 wurde in Istanbul eine 1 0Meter lange Hängebrücke eröffnet, die den asiatischen Teil der Meerenge mit dem europäischen verbindet. Eine weitere Hängebrücke von 1 0Meter Länge wurde 1988 fertig gestellt.

Die Schifffahrt wird durch heftige Strömungen und Wirbel erschwert: Aus dem Schwarzen Meer fließt ein kräftiger Oberstrom, und in umgekehrter Richtung, in etwa Meter Tiefe ein schwächerer Unterstrom in entgegengesetzter Richtung, dieser durch den fast doppelt so hohen Salzgehalt des Mittelmeeres gegenüber dem Schwarzen Meer bedingt. Wegen der wasserreichen Zuflüsse in das Schwarze Meer (besonders die Donau, aber u.a. auch Dnepr, Dnister, Don, Südlicher Bug) beträgt der Wasserüberschuss des Schwarzen Meeres etwa 300 km³ pro Jahr. Das Wasser aus dem Schwarzen Meer fließt über das Marmarameer in die Ägäis und das Mittelmeer - mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 3 Knoten (stellenweise bis 8 Knoten).

Während der griechischen Antike konnten die Griechen mit ihren Schiffen während der Segelperiode (später Frühling bis Sommer) nicht durch den Bosporus segeln. Während der Segelperiode bliesen Nordostwinde, die Strömungsgeschwindigkeit im Bosporus erhöhte sich dann auf durchschnittlich 4 Knoten, dagegen konnten die griechischen Schiffe nicht kreuzen. Auch ihre Rudergeschwindigkeit reichte nicht aus, um gegen die Strömung anzukommen. Erst mit dem Aufkommen stärkerer Ruderboote (Pentekontere) konnten die Griechen mit ihren Schiffen durch den Bosporus ins Schwarze Meer gelangen.

Es herrscht Wind aus Nord bis Nordost vor. Die Gezeiten sind sehr schwach. Bei seltenen Südwinden dreht sich die Wasserströmung an der Oberfläche gelegentlich auf Nordrichtung.

Der Name Bosporus bedeutet auf griechisch "Rinderfurt" und hat seinen Ursprung in der Sage über die Jungfrau Io, die nach ihrer Verwandlung in eine Kuh über die Meerenge schwamm. In der Antike und im Mittelalter lief der gesamte Handelsverkehr zwischen dem Mittelmeer und dem Schwarzen Meer durch den Bosporus. Auch heute noch ist er eine wichtige internationale Handelsroute.

Der Bosporus ist Tag und Nacht für den internationalen Schiffsverkehr geöffnet. Er ist einer der weltweit meistbefahrenen Seewege, da er die einzige Verbindung zwischen dem Schwarzen Meer und dem Mittelmeer ist. In den letzten 30 Jahren hat die Größe und Anzahl der durchfahrenden Schiffe durch diese schwere, überfüllte und potentiell gefährliche Wasserstraße kontinuierlich zugenommen. Pro Jahr passieren 5.500 Tanker den Bosporus und transportieren dabei 2 Mio. Barrel Öl pro Tag.

Die Meeresströmung und Dunkelheit stellen die Hauptursache für Schiffsunfälle in dem engen S-förmigen Kanal dar, der eher einem Fluss als einer internationalen Wasserstraße ähnelt. Unfallschwerpunkte sind die beiden Stellen, an denen die Schiffe eine scharfe Kurve fahren müssen (80° bei Yeniköy, 70° bei Umuryeri) - in der 2 km langen, engsten Stelle des Bosporus. Insgesamt müssen die Schiffe bei der Passage des Bosporus 12-mal den Kurs ändern. Am engsten Punkt (Kandilli, 7Meter eng) muss der Kurs um 45° geändert werden, die Strömung kann hier 7 bis 8 Knoten betragen. Wegen der starken Kursänderungen in dem engen Gewässer ist der Blick auf die Fahrrinne versperrt und somit der entgegenkommende Schiffsverkehr nicht einzusehen. So ist bei dem kilometerlangen Bremsweg der heutigen großen Tanker ein vorausschauendes Fahren auf Sicht unmöglich.

Hinzu kommt ein reger Fährverkehr zwischen europäischer und asiatischer Seite der Millionenstadt Istanbul, der die Fahrrinne kreuzt.

Bei den meisten Unfällen haben die Schiffe ihre Manövrierfähigkeit verloren, während sie mit der Strömung fuhren und durch scharfe Kurven manövrieren mussten. Bei den Unfällen, die sich während der Nacht ereigneten, gab es im Durchschnitt doppelt so viel Opfer wie bei Unfällen am Tag. Von 1953 bis 2002 gab es 461 Schiffsunfälle im Bosporus, wobei es sich meistens um Kollisionen handelte. Seit der Einführung des Traffic Separation Scheme (TSS, dt: Betriebsverfahren zur Verkehrstrennung) 1994, das auch von der Internationale Seeschifffahrts-Organisation gebilligt wurde, sank die Anzahl der Schiffskollisionen sehr stark. Es gab danach nur noch 82 Zwischenfälle - meistens Strandung oder auf Grund laufen. Jedoch erfüllen nicht alle Schiffe die Kriterien zur TSS - wegen des Schiffstyps, ihrer Größe oder ihrer Manövrierfähigkeit. Das Traffic Separation Scheme definiert eine durch Koordinaten genau festgelegte Trennlinie (traffic separation line) zwischen dem nordwärts bzw. südwärts gerichteten Verkehr.

Die größte Ölpest ereignete sich 1994, als der griechisch-zypriotische Tanker Nassia auf dem Weg von Russland nach Italien mit 56.000 t Rohöl an Bord mit dem ungeladenen Frachter Shipbroker kollidierte - an der nördlichen Einfahrt in den Bosporus. Dabei kamen 30 Personen um; 20.000 t Rohöl liefen in den Bosporus, wo es fünf Tage lang brannte und entsprechende Umweltschäden hinterließ. Der Bosporus musste gesperrt werden. Es stauten sich über 200 Schiffe.

Die Verfahren für die Schiffspassage des Bosporus sind getrennt für die Durchfahrten nach Süden bzw. nach Norden in dem Vorschriftenwerk Bosphorus Passage Procedure geregelt (auf welchen Frequenzen und an welchen Positionen die Stationen Turkeli Control Station, Kavak Pilot, Bosphorus Pilot und Istanbul Control Station gerufen werden müssen und an welchen Stellen Positionsmeldungen abgesetzt werden müssen). Der Erstkontakt muss vom Schiff aus jeweils 30 NM vor der Einfahrt in den Bosporus aufgenommen werden - bei Annäherung aus Norden 30 NM vor dem Turkeli-Leuchtturm, bei Annäherung aus Süden 30 NM vor Haydarpasa Break Water. Die Genehmigung zur Durchfahrt muss über Funk vom Traffic Control Center (dt. Verkehrskontrollzentrum) eingeholt werden.

Segelschiffe mit einer Wasserverdrängung von über 500 t müssen spätestens 24 Stunden vor der Passage einen Segelplan abgeben.

Türkische Schiffe mit einer Länge von über 1Meter sind angehalten, für die Durchfahrt des Bosporus einen Lotsen an Bord zu nehmen. Für den übrigen Transit-Schiffsverkehr besteht keine Lotsenpflicht, wird aber von den türkischen Behörden stark empfohlen. Schiffe mit Lotsen an Bord haben Vorrang bei der Einfahrt in den Bosporus.

Zwischen 17:30 Uhr und 7:30 (Nacht) Uhr wird nur einem Schiff mit einer Gesamtlänge über 2Meter die Bosporusdurchfahrt genehmigt (in der Reihenfolge der Ankunft an der Bosporuseinfahrt). Tankern wird in dieser Zeit die Durchfahrt nur gestattet, wenn sie in Begleitung eines Schleppers fahren. Ansonsten müssen sie bis zum Anbruch des nächsten Tageslichtes warten.

Schiffen mit einer Gesamtlänge über 2Meter bzw. einem Tiefgang über Meter wird die Durchfahrt während des Tages empfohlen.

Für Schiffe mit gefährlichen Gütern ist die Durchfahrt an einigen Stellen gesperrt, solange sich gleichzeitig ein Schiff mit ähnlichen gefährlichen Gütern im Gegenverkehr befindet.

Bei Sichten unter 2 NM muss das Schiffsradar eingeschaltet sein. Bei Sichtweiten unter 1 NM dürfen Schiffe mit gefährlichen Gütern und große Schiffe nicht in den Bosporus einfahren. Bei Sichten unter 0,5 NM wird der Verkehr in beide Richtungen eingestellt.

Schiffe dürfen nicht am Schlepptau eines anderen Schiffes den Bosporus passieren, außer sie werden von einem Schlepper gezogen.

Die normale Geschwindigkeit darf 10 Knoten nicht übersteigen, außer wenn es zum Zwecke einer ausreichenden Steuerung erforderlich ist -
nach vorheriger Genehmigung. Der Abstand zum vorausfahrenden Schiff darf 1600 yards nicht unterschreiten. Vor einer Verringerung der eigenen Geschwindigkeit sind die nachfolgenden Schiffe zu informieren.



Weblinks:
Der Bosporus in Wikipedia
Medien in der Kategorie Bosporus

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