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"Gorch Fock" - So begann es



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Foto von Kiellegung bei Blohm & Voss aufgetaucht

kiellegung Ein altes, mehr durch Zufall aufgefundenes Foto beleuchtet ein Kapitel deutscher Seefahrtsgeschichte, das am 18. April 2000 seine Fortsetzung finden wird, wenn das Segelschulschiff "Gorch Fock" aus dem Tirpitzhafen in Kiel zu seiner 119. Ausbildungsreise auslaufen wird. Das vergilbte Bild zeigt die Kiellegung des deutschen Windjammers bei Blohm & Voss am 6. März 1958: Zwei Kräne setzen die 27 Tonnen schwere erste Bausektion auf den Stapel - Beginn der Erfolgsgeschichte eines Windjammers, der zum "Botschafter Deutschlands" in aller Welt werden sollte.

Das Foto ist aber auch ein Zeitzeugnis: 13 Jahre nach Kriegsende bietet das Gelände der Hamburger Traditionswerft immer noch das triste Bild eines Schlachtfeldes des totalen Luftkrieges: zerstörte Gebäude, Trümmer, Bombentrichter. Bei 38 Luftangriffen waren 1264 Spengbomben und zahllose Brandbomben in der Werft eingeschlagen. Dennoch wurde die "Gorch Fock", die Neubau-Nr. 804 von Blohm & Voss, in der Rekordzeit von nur 100 Arbeitstagen gebaut.

Der Stapellauf am 23. August 1958 (am Vortag wäre der Dichter 78 Jahre alt geworden) wurde zum Hamburg-Festival: Gorch Focks Witwe Rosa-Elisabeth, damals 69 Jahre alt, Sohn Adolf und Tochter Metta, zwei jüngere Brüder und drei Enkelkinder des Johann Kinau aus Finkenwerder, der sich Gorch Fock genannt hatte und 1916 in der Seeschlacht im Skagerrak gefallen war, waren dabei.
Nichte Ulli Kinau schmetterte die Sektflasche gegen den Bug des weißen Schiffes und hielt auf Plattdeutsch die Taufrede: "Ick döp di up den Naam Gorch Fock!"

Über der Feier aber lag der Schatten des deutschen Segelschulschiffes "Pamir", das am 21. September 1957 im Orkan gekentert war (80 Tote, sechs Überlebende) - genau zwischen der Erteilung der ohnehin umstrittenen Baugenehmigung für die "Gorch Fock" und dem Baubeginn.

Auf Grund der Pamir-Katastrophe und der heißen Diskussion um den Bau eines Segelschulschiffes für die neue deutsche Marine wurde die zweite Gorch Fock zu einem sehr sicheren Schiff, einem "Stehaufmännchen" gewissermaßen: 372 Tonnen Ballast im Kiel sollten sicherstellen, dass der 1500-Tonner sich auch bei 60 Grad Krängung mühelos wieder aufrichten und bei 90 Grad noch kentersicher sein würde. Erfahrene Schiffsführer und erstklassige Stammbesetzungen haben eine mögliche Gegenprobe auf 118 Ausbildungsreisen aber stets verhindert.


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